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Aus slawischen Siedlungen hervorgegangen und vor über 780 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, wurde Berlin 1701 Hauptstadt des Königreichs Preußen und 1871 deutsche Reichshauptstadt. Preußen wurde zwar schon von 1740 bis 1786 von einem schwulen König regiert (Friedrich II.), doch Berlins schwule Karriere begann erst hundert Jahre später. In den 1920er Jahren (den ›Goldenen Zwanzigern‹) galt Berlin als die Metropole in Europa mit der lebendigsten und vielseitigsten schwulen Subkultur. Dies fand 1933 mit der Machtübergabe an Hitler ein jähes Ende. (Für die Tausenden schwulen Opfer des Nazi-Regimes wurde 2008 in Berlin ein Denkmal eingeweiht – lange überfällig nach über 60 Jahren und leider schon mehrfach Ziel von Anschlägen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde Berlin zu einer geteilten Stadt: West-Berlin wurde von den USA, Großbritannien und Frankreich kontrolliert, Ost-Berlin von der Sowjetunion. West-Berlin wurde trotz seiner Insellage inmitten der kommunistisch regierten DDR wieder zur schwulen Metropole Deutschlands. Nicht nur wegen der Größe der Stadt mit etwa 3 Millionen Einwohnern, sondern zum Teil auch, weil sich viele junge Männer der Wehrpflicht in der BRD durch Umzug nach West-Berlin entzogen. Nach der Legalisierung homosexueller Kontakte 1969 wuchs die Gay-Szene in West-Berlin rasch an und es entwickelte sich eine aktive Schwulenbewegung.
Ost-Berlin wiederum war Anziehungspunkt für viele Schwule in der DDR. Die juristische Situation der Schwulen in der DDR war die fortschrittlichste innerhalb des Ostblocks, ein Recht zur Organisierung von schwulen Interessenvertretungen aber gab es in dem autoritären Staat freilich nicht. Toleriert wurde nur eine kleine und meist verborgene Schwulen-Szene in einigen Bars, Kneipen und Parks. Ab Mitte der 1980er Jahre verbesserte sich die Situation deutlich und Höhepunkt dieser Entwicklung war der Film ›Coming Out‹ – dessen Premiere ironischerweise in der Nacht stattfand, als in Berlin die Mauer geöffnet wurde und die Wiedervereinigung Berlins ihren Anfang nahm.
2001 wurde mit Klaus Wowereit erstmals ein offen schwuler Politiker zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt. Um dem geplanten Outing durch seine konservativen Gegner im Wahlkampf zuvorzukommen, outete er sich selbst mit dem kultgewordenen Satz ›Ich bin schwul, und das ist auch gut so‹.
Traditionelle Schwulenviertel in Berlin sind Schöneberg (wo es schon in den 1920er Jahren Ballhäuser für Männer gab) und Kreuzberg, beide im Westen der Stadt, sowie der Prenzlauer Berg im Osten. Nach dem Mauerfall entstanden zudem auch in Mitte und Friedrichshain einige Bars und Clubs.
Zu den jährlichen Höhepunkten und queeren Events in Berlin gehören unter anderem das Berlinale-Filmfestival im Februar (inkl. Queer Film Award Teddy), das schwul-lesbische Straßenfest in Berlin-Schöneberg und der CSD Berlin im Juli sowie Folsom Europe im September.