This guide in English: Gay Torremolinos Travel Guide Patroc
Vor hundert Jahren noch ein kleines pittoreskes Fischerdorf ist Torremolinos heute einer der bekanntesten Urlaubsorte an der Südküste Spaniens, der Costa del Sol. Mit seinem mediterranen Klima und den kilometerlangen breiten Stränden vor allem Ziel von sonnenhungrigen Strandurlaubern bietet sich Torremolinos durch seine Lage aber auch für Ausflüge in andalusische Städte wie Sevilla, Cordoba und Granada an, die für ihre einzigartigen historischen Sehenswürdigkeiten berühmt sind. Nicht zu vergessen das nur zehn Kilometer von Torremolinos entfernte Málaga, die größte Stadt Andalusiens am Mittelmeer, die sich seit der Jahrhundertwende zu einem der beliebtesten Reiseziele Spaniens entwickelt hat, mit bedeutenden Kunstmuseen wie dem Museo Picasso und dem neuen Centre Pompidou Málaga.
Torremolinos selbst ist heute auf den ersten Blick vor allem von den
für ungezügelten Massentourismus typischen Hotelburgen und Betonsiedlungen geprägt.
Für interessierte Besucher lohnt sich aber durchaus ein genauerer Blick.
Denn der auf dem Tourismus beruhende Aufschwung seit den 1960er Jahren
Das 1959/1960 erbaute Hotel Pez Espada zum Beispiel war in den 1960er Jahren erste Adresse für zahllose internationale Filmstars, Sänger und andere Prominente. Im sogenannten »Relax«-Stil entworfen (einem damals modernen Architekturstil an der Costa del Sol), wurde es 2006 in die offizielle Liste geschützter Kulturgüter Spaniens aufgenommen. Weitere architekturgeschichtlich interessante Gebäude sind unter anderem das Colegio de Huérfanos de Ferroviarios (1935, heute Centro Cultural Pablo Ruiz Picasso), der vom Art déco inspirierte Bazar Aladino (1953) und der Palacio de Congresos y Exposiciones (1967-1970). Das heute etwas marode wirkende Gebäudeensemble La Nogalera (1963-1966) mitten im Zentrum von Torremolinos war seinerzeit eine echte Sensation.
Der internationale Tourismus brachte in den 1960er Jahren außerdem ein für damalige spanische Verhältnisse relativ liberales Nachtleben und eine kosmopolitische, hedonistische Atmosphäre nach Torremolinos. Zu den vielen prominenten Besuchern in den Glanzzeiten von Torremolinos gehörten unter anderem Jean Cocteau, Sara Montiel, Anthony Quinn, Ava Gardner, Rock Hudson, Brigitte Bardot, Marlon Brando, John Lennon und Brian Epstein. Hippies und Aussteiger entdeckten den Ort für sich, so wie auch Schwule, Lesben und Transsexuelle.
So erklärt es sich auch, dass ausgerechnet hier im andalusischen Torremolinos – und nicht wie zu vermuten in Madrid oder Barcelona – 1962 die erste Gay-Bar Spaniens eröffnet wurde: Tony's Bar. Schwuler Tourismus wurde noch zu Zeiten der Diktatur ein Wirtschaftsfaktor und Devisenbringer, aber auch zu einer zunehmenden Herausforderung für die moralischen Vorstellungen von Behörden und Polizei. Anfang der 1970er Jahre häuften sich Razzien mit Hunderten Verhaftungen und Abschiebungen von ausländischen Touristen. Etliche Bars mussten schließen.
In den 1980er und 1990er Jahren erholte sich die Szene wieder
und zog vor allem europäische Touristen und Einheimische aus
der Umgebung
Die meisten schwulen Bars in Torremolinos befinden sich heute
im bereits erwähnten Gebäudekomplex
Zu den jährlichen Höhepunkten und queeren Events in Torremolinos gehören unter anderem der Torremolinos Gay Pride im Mai/Juni, die Bären-Woche Mad.Bear Beach Torremolinos im August sowie diverse Gay-Party-Wochenenden und Festivals von Ostern bis zum Ende der Saison.